Roadtrip Kanada

Drei Wochen durch British Columbia und Alberta

20 Tage im August 2023

  • ETA beantragen
  • Auto mieten (4×4)
  • Route planen
  • Offlinekarten runterladen
  • iOverlander, The Dyrt oder andere Apps installieren
  • Campingplätze in Nationalparks vorab buchen
  • Sea to Sky Highway
  • Whistler Mountains 
  • Squamish und Lil’Wat Kulturzentrum
  • Revelstoke
  • Lake Louis
  • Banff National Park
  • Johnston Canyon und Ink pots
  • Silverton Falls
  • Icefield Parkway
  • Columbia Icefield
  • Jasper National Park
  • Mount Robson
  • Camping 190 CAD
  • Mietwagen und Tanken 3500 CAD
  • Verpflegung (überwiegend Supermarkt und Imbiss) 900 CAD
  • Tickets (Gondel, Nationalparks, Museen) 320 CAD
  • Gesamtkosten ohne Flug 4910 CAD entspricht etwa 3300€ für 2 Personen

Abenteuer Wildnis

Warum ein Roadtrip durch diesen Teil Kanadas einfach unverzichtbar ist?!

Ganz einfach! Wenn sich British Columbia und Alberta vor einem entfalten, weiß man, dass das Abenteuer begonnen hat. Diese beiden Provinzen sind Kanadas ultimatives Naturkino – von den schroffen Rocky Mountains bis zu den unberührten, türkisfarbenen Seen. British Columbia glänzt mit seinem wilden Charme und einer Küstenlinie, die einfach nur wow schreit. Alberta kontert mit alpinen Gipfeln, endlosen Wäldern und dem Bann des Banff-Nationalparks.

Auf den endlosen Straßen bieten sich spektakuläre Ausblicke auf Gletscher, Wasserfälle und mächtige Berge bieten – der perfekte Mix aus wilden Erlebnissen und entspannter Freiheit. Die Natur hier ist so atemberaubend, dass einem hinter jeder Kurve die Kinnlade herunterfällt. Also angeschnallt und losgefahren!

Mit offenem Mund über den Sea to Sky Highway

Die grenzenlose Weite Kanadas lässt sich nur schwer von einem Hotelzimmer aus erfassen, außerdem gibt es in British Columbia und Alberta so Postkartenmotiv-beladene Highways, dass man nicht darum herumkommt, ein Auto zu mieten. Wir starten unseren Trip in Vancouver, wo wir bereits die letzten Tage verbracht haben. Nachdem wir das Auto eingesammelt haben, geht es direkt auf den Sea-To-Sky Highway. Links von uns erstreckt sich der Ozean, rechts säumen satte Wälder die Straße und vor uns tauchen gigantische Berge auf. Kanada wie aus dem Bilderbuch!

Wir haben einen SUV gemietet, damit wir dort übernachten können, wo es uns gefällt. Zur Stellplatzsuche nutzen wir Apps, wie iOverlander und die offiziellen Seiten der Provinzen, um sogenannte Recreation Sites zu finden. Einige Plätze sind sogar gratis, für andere zahlt man in der Regel zwischen 10 und 15 CAD.

Ohne Bären am Alice Lake

Nach einer unruhigen Nacht im SUV machen wir uns auf den Weg zum Alice Lake. Der Four-Lake-Trail führt uns durch eine wildromantische Kulisse aus Nadelbäumen und plätschernden Bächen. Es gibt jede Menge Bärenwarnschilder, die uns nicht gerade beruhigen. Wir gehören nicht gerade zu den Menschen, die ganz scharf auf eine Bärenbegegnung sind. Gegen Ende der Wanderung stoßen wir sogar auf ziemlich viel Bärenkot und sind doppelt glücklich, keinem begegnet zu sein. Für unseren Mut belohnen wir uns mit einem Sprung in den kühlen Lake Alice. Wir werden im Laufe unseres Roadtrips die Angst vor Bären etwas ablegen, trotzdem gehen wir nie ohne eine gewisse Vorsicht auf eine Wanderung. Abends finden wir einen gemütlichen Zeltplatz an einem Kletterfelsen. Diese Recreation Site ist mit Picknicktischen und einer Pit Toilet ausgestattet und sogar gratis. An vielen Stellplätzen gibt es außerdem Bear Locker, in denen man unbedingt sein Essen verstauen sollte, damit nachts kein Bär an der Autotür rüttelt.

Indigene Kultur der Squamish und Lil'Wat

In Whistler, dem Hotspot für Bärensichtungen, besuchen wir das Squamish und Lil’wat Kulturzentrum. In einer interessanten Führung lernen wir viel über die indigene Kunst und Geschichte. Wir sind beeindruckt, wie tief die Verbindung zur Natur hier verwurzelt ist. Außerdem gewinnen wir den Eindruck, dass sich die kanadische Regierung und auch die Menschen hier sehr bemühen, dass Erbe der indigenen Bevölkerung aufrecht zu halten und begangene Gräueltaten aufzuarbeiten.

Da die Mittagstemperaturen um die 30°C liegen, kühlen wir uns  einem Sprung in den Lost Lake ab. Der ist übrigens, anders als der Name vermuten lässt, sehr gut besucht ist und alles andere als lost. Abends finden wir mit Hilfe von iOverlander einen schönen Übernachtungsplatz in den Bergen.

Teure Aussicht von Whistlers Gipfeln

Man kann Whistler eigentlich nicht besuchen, ohne eine Fahrt auf die Berggipfel zu wagen. Allerdings ist die Fahrt mit der Blackcomb Mountain-Gondel mit 90 CAD pro Person ein ziemlicher Luxus.

Die Peak 2 Peak Gondola erreicht eine maximale Höhe von etwa 436 Metern und überquert die Fitzsimmons Creek-Schlucht. Sie erstreckt sich über eine Distanz von etwa 4,4 Kilometern zwischen den Gipfeln von Whistler und Blackcomb Mountain. Auf der 11-minütigen Fahrt sieht man Gletscher und Bergspitzen, einige Gondeln haben sogar Glasböden.

Oben angekommen entscheiden wir uns den Overload Trail und den Lake Loop zu wandern. Hier kann man sich sogar kurz in einem Bergsee erfrischen. Die Peak2Peak-Gondel bringt uns zu einem Gipfel mit einer schwingenden Hängebrücke, von der sich ein weiteres unvergessliches Panorama bietet. Obwohl wir wegen des hohen Preises lange mit uns gehadert haben, sind wir froh, diesen Ausflug gemacht zu haben. Abends geht’s für uns weiter nach Pemberton zum Vorräte auffrischen und die Nacht verbringen wir an einer wahnsinnig schönen Recreation Site, dem Strawberry Point.

Entspannen am Lake Lillooet

Am Strawberry Point am Lake Lillooet genießen wir das türkisfarbene Wasser mit einem eiskalten Bad. Der Ort ist malerisch und perfekt für einen entspannten Tag am Wasser. Trotzdem machen wir am Nachmittag noch einen kleinen Ausflug nach Pemberton, wo wir in der öffentlichen Bibliothek unsere Geräte aufladen und unsere Weiterfahrt planen. Den Abend verbringen wir auf einem Stück Treibholz am wunderschönen Straswberry Point. Manchmal muss man auch einfach die Szenerie genießen und sich Zeit für Muße geben.

Treiben ohne Ziel

Der Sea to Sky Highway ruft uns erneut – diese Straße ist wirklich eine Naturbühne ohnegleichen. Kein Wunder, dass wir gefühlt alle fünf Minuten anhalten müssen, um die Postkartenmotive festzuhalten. Der Blick auf die schroffen Berge, die tiefen Täler und das glitzernde Wasser lässt einen fast vergessen, dass hier auch ein paar Gefahren lauern – zum Beispiel die Grizzlybären . An einer Recreation Site werden wir aber sofort wieder daran erinnert. Wir sind an einem wundervollen Fluss und wollen nichts sehnlicher, als dort hinein zu springen, allerdings warnt ein großes Schild vor einer Grizzlymama und ihrem Baby. Obwohl wir ziemliche Angsthasen sind, ist das Verlangen größer als die Angst und wir springen in die Fluten.  

Wir setzen unsere Fahrt in der malerischen Kulisse fort und kurz vor Lillooet erspähen wir einen See, der wie gemacht scheint für einen weiteren Erfrischungsstopp. Das Wasser ist eiskalt, vielleicht sogar kälter als das am Strawberry Point, und wir denken kurz darüber nach, ob wir hier übernachten sollen. Die Szenerie ist perfekt: Berge, See, und eine Abgeschiedenheit, die so richtig nach Kanada schreit. Als sich der Strand am Abend allerdings langsam lehrt, fühlen wir uns nicht mehr ganz so wohl und fahren an eine offizielle Recreation Site, ein paar Kilometer weiter.

It's better to be safe than sorry

Der Gratis-Campingplatz kurz vor Lillooet ist wirklich ein Volltreffer. Saubere Toiletten, Trinkwasser, und die meisten Plätze liegen angenehm im Schatten – was will man mehr? Wir können uns vorstellen, hier noch eine Nacht zu verbringen. Um einen kühlen Kopf zu bekommen geht es aber erstmal ab zum See von gestern. Das Wasser ist heute tatsächlich perfekt – fast schon warm im Vergleich zu gestern. Aber während wir planschen, fällt uns am Horizont etwas auf: Neue Feuer sind ausgebrochen und die Löschhubschrauber sind unermüdlich im Einsatz. Wir checken die Feuer-App und werden etwas nervös. Es ist heute richtig windig und die Rauchwolken könnten schnell unsere Richtung einschlagen. Die Feuer scheinen sich aufgrund der speziellen Wetterlage zu verschlimmern, weshalb wir zurück zum Campingplatz fahren. „Better safe than sorry“ ist jetzt unser Motto. Zum Glück finden wir einen freien Stellplatz. Wir erfrischen uns im Fluss, lesen, schreiben und genießen unser Essen. Der Tag endet ruhig und entspannt, trotz der bedrohlichen Wolken am Horizont.

Die Angst fährt mit

Die Lage mit den Bränden macht uns große Angst und wir beschließen, etwas Strecke zwischen uns und die Feuer zu bringen. Wir fahren heute stundenlang Richtung Revelstoke. Links und rechts von uns erhebt sich eine apokalyptische Szenerie. Wir fahren durch dichte Rauchschwaden, der Himmel leuchtet orange, die Wolken sind schwarz. Wir fragen uns, ob wir wirklich unter diesen Bedingungen Urlaub machen können, in denen andere um ihr Haus und Leben fürchten. Bisher konnten wir vor Schönheit und Begeisterung kaum darüber nachdenken, aber nun,  die Feuer so dicht und bedrohlich sind, fühlen wir uns unglaublich schlecht für unseren Egoismus. Erst einige Kilometer hinter Kamloops können wir die Fenster wieder öffnen. Wir sind ruhig und emotional angefasst. Waldbrände gibt es auch bei uns, aber noch nie waren wir so dicht dran, noch nie war es so real. Es fällt uns schwer, diesen Tag von uns abzuschütteln, wir sind uns aber auch einig, dass wir nicht viel tun können, außer weiterfahren.

Westernflair und Outdoorspaß

In der Gegend um Revelstoke ist es wahnsinnig kalt und so sind wir froh, dass wir beim Schlendern über den Farmers Market ein bisschen auftauen können. Hier bieten viele lokale Produzent*innen ihre Köstlichkeiten und Handwerkskünste an. Für unser Reisebudget ist das Meiste zwar leider zu teuer, aber wir erfreuen uns trotzdem an den liebevoll geschmückten Ständen und den lächelnden Gesichtern dahinter. Revelstoke liegt eingebettet zwischen Selkirk- und Monashee-Gebirge und ist ein Paradies für Outdoor-Fans. Mit dem Revelstoke Nationalpark vor der Haustür kann man hier wandern, Ski-Fahren, Mountainbiken und Wildwasser-Raften. Wir lassen es heute ruhig angehen und begnügen uns mit einer kleinen Wanderung. An einer Rangerstation sprechen wir mit einer Rangerin über Bären und wie man sich verhalten soll, wenn man ihnen begegnet. Sie nimmt uns die Angst und erzählt, dass sie in sieben Jahren ihrer Tätigkeit noch nicht einmal ihr Bärenspray benutzen musste. Auf unserer gewählten Route sind außerdem so viele Menschen unterwegs, dass die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung ungefähr bei Null liegt.